„Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist eine Methode, bei der im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf genetische Defekte untersucht werden. In Deutschland war nach Ansicht vieler Juristen die PID bisher durch das 1990 erlassene Embryonenschutzgesetz verboten. Der Bundesgerichtshof verwarf vor rund drei Monaten diese Rechtsauffassung und stellte klar, dass die Auswahl künstlich befruchteter Eizellen bei Paaren mit einer Veranlagung zu schweren Erbschäden erlaubt ist.
In der schwarz-gelben Regierungskoalition wird derzeit heftig über eine zukünftige gesetzliche Regelung diskutiert. Vor allem in den Unionsparteien wird immer wieder ein Verbot der PID gefordert. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt diese Forderung.“ [1]
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
einen guten Tag. Mit dem Thema sind Sie jetzt vertraut. Nun muss geklärt werden, wir diese Frage für den Menschen am vorteilhaftesten entschieden werden kann. Und zum anderen soll gezeigt werden, warum sich die Politiker gegen diese Technik entscheiden.
Erschreckend für mich war besonders ein Ergebnis des CDU-Parteitages in Karlsruhe. Es ist die Entscheidung gegen die Menschen, für das finsterste Mittelalter. Damit ist wieder einmal bestätigt worden, wer im Sinne von Papst, Vatikan und Kirche handelt, verletzt damit im Christentum festgeschriebene Grundsätze und Verhaltensweisen. Selbst führende Mitglieder der CDU haben sich auf dem Parteitag willenlos breitschlagen lassen, gegen ihre richtige Auffassung zu stimmen. Und warum haben hier kirchliche Ansichten Vorrang vor dem menschlichen Leben? Sind vor „Gott“ doch nicht alle gleich?
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Laut Grundgesetz des Landes steht der Mensch im Mittelpunkt. Dort wird er stehen und allein gelassen. Mit ihrer Entscheidung gegen die PID hat Frau Merkel das Grundgesetz verletzt und ist dafür zur moralischen und rechtlichen Verantwortung zu ziehen. Alle anderen ebenso, die gegen die PID gestimmt haben. Diesem Leuten ist eine mittelalterliche Institution wichtiger als der Mensch. Lieber dem Papst die Füße geküsst als den Menschen geholfen. Das mag zwar manchen Politiker beruhigen, aber im Sinne der Christlichen Lehren ist dies aber nicht.
Ich kann mich noch an erboste CDU-Christen entsinnen, als sie gegen Schwangerschaftsabbrüche zu Felde zogen. Schutz des ungeborenen Lebens nannten sie das damals. Heute scheint alles total vergessen. Was interessiert diesen Leuten ihr Geschwätz von Gestern. Und somit versagen sie an dem Punkt, an dem sie aktiv etwas für das ungeborene Leben hätten tun können. Unverständlich ist nur, war das in der CDU keinem auffällt oder will das vorsätzlich niemand sehen? Auch kann ich eine Partei, die ihre Ansichten wetterfahnenartig ändert, nicht ernst nehmen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es kommt noch schlimmer. Klingt das Folgende nicht wie eine Verhöhnung von Menschen mit Behinderungen?
„Wenn der Bundestag sich für ein Verbot entscheidet, dann ist es viel einfacher zu vermitteln, dass Menschen mit Behinderung in dieser Gesellschaft erwünscht sind und selbstverständlich dazugehören - unabhängig von der Schwere ihrer Beeinträchtigung. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung des Ziels der Konvention, dass sich Menschen mit Behinderung ihrer eigenen Würde bewusst werden und dass die Gesellschaft Menschen mit Behinderung als Quelle möglicher kultureller Bereicherung für die Gesellschaft begreift.
Wie soll dies aber bei einer Zulassung der PID erreicht werden? Um diesen Widerspruch deutlich zu machen, muss man sich nur vorstellen, dass die Bundesregierung im Frühjahr einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention verabschiedet, der Maßnahmen zum Abbau von Vorurteilen enthält und dass gleichzeitig der Bundestag darüber debattiert, welche Behinderung so schwerwiegend sei, dass bei ihr die Anwendung einer PID gerechtfertigt wäre.“ [2]
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Haben die Christdemokraten schon etwas vom barmherzigen Samariter gehört? Er hat den Menschen aktiv geholfen. Frau Merkel aber versagt den Menschen Hilfe, wo sie erforderlich ist. Die entscheidende Frage ist doch, was besser ist, Erbkrankheiten frühzeitig zu erkennen und auszuschließen oder aber zusehen müssen bzw. in Frau Merkels Sinne, zusehen wollen, wie sich diese Menschen durch ihr Leben quälen. Da bekommt der Begriff Lebensqualität in diesem Lande einen sehr bitteren Beigeschmack. - Oder handelt die CDU nach den Worten von Mutter Teresa. Sie offenbarte kranken Menschen, wer Schmerzen hat, der ist näher bei Gott. Solche Meinungen finde ich pervers.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sicher sind solche Entscheidungen nicht einfach und die Ärzte, die darüber befinden, gehen sicher nicht leichtsinnig damit um. Aber nicht einmal die Möglichkeit zuzulassen, das Problem zu lösen bzw. Erfahrungen zu sammeln, sehe ich als falsch an. Ein Grund für meine Entscheidung ist, das wir jetzt die Zeit haben, darüber gründlich nachzudenken und gewissenhaft zu handeln.
Die Jahre kommen und gehen. Und mit ihnen ändern rasch sich die Zeiten. Und die PID wird sich über CDU, Kirche, Vatikan und Papst hinwegsetzen. Meine Befürchtung ist nur, dass wir das, was wir heute versäumt haben, unter ungünstigeren Bedingungen später nachholen müssen. Vielleicht dann auch unter einem Tempo, welches die Risiken gegenüber den heutigen Möglichkeiten unbotmäßig erhöhen könnte.
QUELLEN:
[1] Streitfrage: Soll die Präimplantationsdiagnostik erlaubt werden?; Neues Deutschland vom 13/14. November 2010
[2] Streitfrage: Soll die Präimplantationsdiagnostik erlaubt werden?/ Katrin Grüber: Keine Garantie für ein gesundes Kind; Neues Deutschland vom 13/14. November 2010